Niestetal – In Niestetal wird es bei einmaligen Straßenbeiträgen bleiben. Das heißt, der Straßenbeitrag ist grundsätzlich als einmaliger Beitrag für eine Straßenbaumaßnahme zu verstehen und belastet dabei immer nur die unmittelbar angrenzenden Grundstücke. In Niestetal ist dies in der Straßenbeitragssatzung vom 14. September 2017 geregelt.
Und dabei wird es vorerst auch bleiben. Im Zuge der jüngsten Gemeindevertretersitzung lehnten SPD, CDU und Grüne mit großer Mehrheit den WiN-Vorstoß ab, auf Straßenbeiträge künftig ganz zu verzichten. Die WiN-Fraktion hatte gefordert, die Finanzierung der Straßenbaukosten allein in die Hand der Gemeinde Niestetal zu legen. Es sei schlicht ungerecht, die Finanzierungslast bei grundhafter Sanierung der Straßen den Anliegern aufzubürden.
SPD-Fraktionsvorsitzende Kathrin Hörtzsch bezog klar Stellung gegen diesen Vorschlag. „Sollte die Gemeinde Niestetal die Straßenbeiträge abschaffen, müssten die Steuern deutlich angehoben werden, um anfallende Investitionen stemmen zu können", sagte Hörtzsch. Niestetal habe ein Straßennetz von rund 60 Kilometern Länge zu unterhalten. Davon müsse jedes Jahr im Schnitt etwa ein Kilometer instand gesetzt werden. Eine Umlage der Straßenbeiträge auf die Steuer hätte eine Mehrbelastung pro Familie von 269 Euro pro Jahr zur Folge. „Das ist nicht zumutbar", erklärte Hörtzsch. Kai Bartling, Fraktionschef der Grünen, schloss sich an.
Ebenso bezog die CDU deutlich Position: „Der WiN-Antrag ist nicht durchdacht, wenn da steht, die Straßenbeiträge sollen gemeindeseitig aus sonstigen finanziellen Mitteln bezahlt werden. Ich frage: Wo sind diese sonstigen Mittel?", sagte der stellvertretende CDU-Fraktionsvorsitzende Alexander Wendel. Grundsätzlich habe die Gemeinde keinen Spielraum für derartige Wohltaten. Im Übrigen erlaube die Hessische Gemeindeordnung betroffenen Anliegern auch die Stundung von anfallenden Straßenbeiträgen über einen Zeitraum von 20 Jahren. „Damit werden Anwohner schon hinreichend entlastet."
Bürgermeister Marcel Brückmann erklärte, die Verwaltung habe bei der Suche nach einer möglichst gerechten und mit wenig Aufwand umsetzbaren Lösung sämtliche Optionen mit Experten geprüft. So führe die Abschaffung der Straßenbeiträge zwangsläufig zu einer sehr deutlichen Steuererhöhung.
Die alternative Einführung von wiederkehrenden Straßenbeiträgen, bei denen die Beitragslast auf alle Eigentümer in einem Abrechnungsgebiet verteilt werden, habe wiederum einen hohen bürokratischen Abrechnungsaufwand zur Folge, der auch wieder bezahlt werden müsse.
So sei das Festhalten an den einmaligen Straßenbeiträgen aktuell die praktikabelste Lösung. „Statt damit zu warten, bis Straßen komplett saniert werden müssen, haben wir immer wieder kleinere Reparaturen vorgenommen – und damit die Anwohner vor hohen Beiträgen bewahrt", sagte Brückmann. Tatsächlich werde das Instrument der Stundung von Straßenbeiträgen von Hauseigentümern häufig genutzt. Angesichts der aktuell hohen Inflation und der niedrigen Zinsen sei die Option der Stundung ein faires Angebot.